Auf der Suche nach Anziehungskräften oder Ausstrahlungen von Erzen, Metallen, geologischen Verwerfungen verborgenen Gegenständen und Wasseradern im Erdreich hat sich die Menschheit in der so genannten guten alten Zeit oftmals der Zuhilfenahme von Wünschelruten bedient. Einer der den Umgang mit diesem „Handwerk“ erfolgreich versteht ist der 70- jährige Rentner Horst Schmidt aus der Ortsgemeinde Rott. In seinem Heimatdorf gilt er als erfolgreicher Hobby-Rutengänger bei der Suche nach versteckten Wasseradern. Wünschelruten sind zumeist Y-förmig gegabelt und aus einer Astgabel aus Weiden oder Haselnuss geschnittene „Instrumente.“ Oftmals werden als Wünschelruten auch zwei L-förmig gebogene Schweißdrähte verwendet. In der Hand von Rutengängern bewirken Wünschelruten Anziehungskräfte oder Ausstrahlungen die die Spitze der Ruten, teilweise sogar mit unhaltbarer Menschenkraft nach unten ziehen. Während seiner Berufszeit als Kanalbaufacharbeiter entdeckte Horst Schmidt durch einen Kollegen seine körperliche Reaktion im Umgang mit Wünschelruten. Mein Kollege sagte damals zu mir: „Versuchs doch einfach mal. Meine Reaktion war positiv und die Spitze der Wünschelrute zog nahe einer Wasserader stark nach unten“. Jüngst war Horst Schmidt wieder einmal mit einer Wünschelrute auf der Suche nach einer Wasserleitung auf einem Nachbargrundstück behilflich. Beim derzeitigen Austausch der örtlichen Wasserleitungen konnte trotz dem Einsatz modernster Technik ein Hausanschluss nicht auf Anhieb gefunden werden. Schmidt schnitt aus einem nahe stehenden Weidenbaum eine entsprechende Astagabel und schon hatte er eine Wünschelrute in der Hand. Er nahm die Rute und drückte seine Arme fest an seinem Körper an. Und siehe da, nur wenige Minuten später und einige Schritte weiter erfolgte bereits der Ausschlag der Spitze der Wünschelrute. Die lange gesuchte Wasserleitung war gefunden. „Ich habe mal eine Wünschelrute so stark festgehalten, dass sich durch die Anzugskraft der Erde nach unten die Rinde von der Weidengabel gelöst hat“, erinnert sich der Rentner während des RZ-Gesprächs. Unbedingt zu beachten beim Rutengang ist, dass man keine metallischen Gegenstände am Körper trägt und zuvor keinen Alkohol getrunken haben darf, berichtet der „Unruheständler“ weiter. Bereits vor wenigen Wochen hatte Horst Schmidt den Mitarbeitern des Bauunternehmens Jungbluth aus Dierdorf seine Hilfsbereitschaft bewiesen. Als seinen ehemaligen Berufskollegen alte Pläne für eine stillgelegte Kanalleitung fehlten, musste er nicht lange suchen. Ein Griff in den bestens sortierten Aktenschrank reichte aus, und schon konnte er den Technikern das entsprechende Papier zu Verfügung stellen.
Text und Foto: Heinz-Günter Augst
Wörtlich: Der Zug einer Wünschelrute nach unten ist oft stärker als die Menschenkraft.
Horst Schmidt, pensionierter Kanalfacharbeiter und Hobby-Wünschelrutengänger aus Rott.