Ehemaliger Schützenverein Rott-Eeichen überlebte den zweiten Weltkrieg nicht

Tief versteckt in einem kleinen Tal in der Nähe von Rott, in einer Schlucht des Silberwiesentals stößt der aufmerksame Wanderer auf einige undeutsame Mauerreste. Es gibt zunächst keinen Anhaltspunkt, dass hier vor rund 90 Jahren ein seinerzeit hochmoderner Schießstand in Betrieb war. Auf den ersten Blick könnte man beim hinsehen an einen Schützengraben, verfallene Bunkerreste oder ähnliche Kriegsnächlässe denken. Bei genauerem Betrachten entdeckt man aber die Reste der einstigen Schießanlage des früheren Kleinkaliberschützenvereins Rott-Eichen.   Der inzwischen verstorbene Ehrenbürger und jahrelange Ortsbürgermeister von Rott, Walter Bartels, berichtete unserem Mitarbeiter vor rund drei Jahrzehnten in einem Gespräch, dass er hier seinem Vater Wilhelm Bartels, der damals Waffenwart des Schützenvereins Rott-Eichen war, öfters helfen und nach dem Schießen mit ihm die Gewehre nach Hause tragen durfte. Hieran erinnert Walter Bartels auch in dem von ihm zusammengestellten und teilweise von ihm verfassten Buch „Unsere Heimat Rott.“ Im einstigen Schützengraben gingen die Jungen aus dem Dorf während des Schießens in Deckung und meldeten anschließend die Ergebnisse zum Schießstand. Die Betonfundamente sind noch teilweise erhalten und die Materialien stammten aus der früheren Grube „Silberwiese“ in Oberlahr. Der Aufbau des Gebäudes war aus Holz. Viele der rund um das Gelände wachsenden Sträucher von einst haben sich im Laufe der Jahre zu mächtigen Bäumen entwickelt- insgesamt zu einem unberührten Stück Natur. Aus einer an den Schießstand angrenzenden Wiese ist durch einen kleinen Bachverlauf in dem Tal zwischenzeitlich ein artenreiches Biotop entstanden. Dieses versteckt die einstige Anlage noch mehr. Der Kleinkaliberschützenverein Rott-Eichen wurde 1932/33 gegründet. Zu den Vereinsgründern zählten maßgeblich  einige Steiger der Grube „Silberwiese“ in Oberlahr Vorsitzender des Vereins, in dem auch der Großvater unseres Mitarbeiters Heinz-Günter Augst, Heinrich Augst, aktiver Schütze war, war der Oberlahrer Maschinenfahrsteiger Artur Wehrmann. Weitere Vorstände waren Schriftführer Alois Schäfer und Kassierer Johann Oswald, ebenfalls aus Oberlahr. Waffenwart war Wilhelm Bartels aus Rott. Weitere Vorstände waren die Rotter Julius Müller, Fritz Irrlen und Heinrich Augst. Am Bau der Schießanlage, welche ausschließlich in Eigenleistung erstellt wurde, beteiligten sich auch zahlreiche  Bergleute. Der Verein hatte rund 40 Mitglieder und entfaltete bis zum Kriegsbeginn ein reges Vereinsleben. Andere örtliche Vereine gab es in dieser Zeit noch nicht. Meisterschaften wurden unter anderem gegen die Schützenvereine Döttesfeld und Maulsbach ausgetragen. Sonntags war im Schützenhaus in Rott allgemeiner Treff für die Einwohner aus Rott, Eichen und Oberlahr. Hier gab es auch Kaffee und selbstgebackenen Kuchen. Viele Mitglieder des Schützenvereins, nur Männer durften dem Verein beitreten,  wurden später Opfer des zweiten Weltkrieges. Die Schießanlage zerfiel während des Krieges und das Holz wanderte als Brennholz in die Öfen und Herde. Nach den Kriegswirren hatten die Menschen vor Ort andere Probleme und der Verein löste sich alsbald auf. Was bis heute bleibt ist ein Stück Zeitgeschichte am Rand des „Silberwiesentals“ zwischen Rott und Oberlahr.  Nur noch einige Stützmauern des Schießstandes, ein Teil des Schützengrabens  sowie ein altes Foto aus dem Jahr 1933 erinnern an eine schöne und ereignisreiche Zeit.
Text u. Fotos: Heinz-Günter Augst